Die Entstehung des Lenormand-Decks: Was hinter den Symbolen steckt

Das Lenormand-Deck ist heute eines der beliebtesten Werkzeuge im Kartenlegen. Es begeistert durch seine klaren Symbole, seine treffsichere Deutung und seine Nähe zum Alltag. Doch viele wissen nicht, wie alt und gleichzeitig vielschichtig diese Karten wirklich sind. Hinter dem scheinbar einfachen System aus 36 Karten verbirgt sich eine faszinierende Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. In diesem Artikel erfährst du, wie das Lenormand-Deck entstanden ist, welche Einflüsse es geformt haben und welche Bedeutung sich hinter seinen Symbolen verbirgt.
🕰️ Die historischen Wurzeln des Lenormand-Decks
Madame Lenormand – Namensgeberin, aber nicht Erfinderin
Das Deck trägt den Namen der berühmten Marie-Anne Adélaïde Lenormand (1772–1843), die als eine der bekanntesten Wahrsagerinnen Europas gilt. Sie beriet Persönlichkeiten wie Napoleon und Joséphine, galt als intuitiv, hellsichtig und politisch unbequem. Doch sie hat das Lenormand-Deck selbst nie entworfen oder verwendet.
Das moderne Lenormand basiert auf einem anderen Spiel: dem "Jeu de l'Espérance" (Spiel der Hoffnung), einem Brettspiel aus dem Jahr 1799, das in Deutschland entwickelt wurde.
Das "Spiel der Hoffnung"
Ein unterhaltsames Würfel- und Kartenspiel mit 36 Karten
Jede Karte hatte ein einfaches, alltagsnahes Symbol (z. B. Reiter, Schiff, Baum, Herz)
Diente nicht zur Wahrsagung, sondern zum Spielen und Gewinnen
Nach Madame Lenormands Tod wurde ihr Name aus marketingstrategischen Gründen auf ein Kartendeck übertragen – das "Petit Lenormand" war geboren.
Das Lenormand-Deck ist also weniger eine Erfindung – und mehr eine Weiterentwicklung aus einem kulturellen Kontext, der Spiel, Symbolik und Wahrsagung miteinander verband.
🎴 Der Aufbau des Lenormand-Decks
Das klassische "Petit Lenormand" besteht aus 36 Karten mit klaren, symbolischen Darstellungen:
Tiere (Hund, Fuchs, Bär)
Natur (Baum, Berg, Blumen)
Alltagsgegenstände (Brief, Buch, Schlüssel)
Menschen und Beziehungen (Herz, Ring, Kind, Dame, Herr)
Viele Karten tragen zusätzlich ein klassisches Skatkartenzeichen (z. B. 6 Herz, 10 Pik). Dies stammt aus der Tradition der Spielkarten und diente ursprünglich als doppelter Nutzen – Spielkarte und Wahrsagekarte in einem.
Die Besonderheit:
Im Gegensatz zum Tarot wird beim Lenormand nicht jede Karte einzeln gedeutet, sondern immer in Kombination. Es geht um Kontext, Reihenfolge und Beziehungen zwischen den Karten – ähnlich wie bei einem Satz, der aus mehreren Worten eine Bedeutung formt.
🌐 Einflüsse aus unterschiedlichen Systemen
Das Lenormand-Deck wurde stark beeinflusst durch:
1. Die Tradition der Spielkarten-Deutung
Schon vor dem Lenormand wurden einfache Spielkarten (Skat-, Pokerdecks) zur Wahrsagung genutzt. Ihre Farben und Zahlen hatten symbolische Bedeutungen.
2. Volksmagie und Alltagsdeutung
Das Lenormand spricht eine klare, volkstümliche Sprache. Anders als das Tarot, das archetypisch und mystisch arbeitet, ist das Lenormand praktisch, direkt und bodenständig.
3. Symbolik der Aufklärung und Romantik
Im 18./19. Jahrhundert war das Interesse an Allegorien, Metaphern und moralischen Geschichten groß. Die Karten spiegeln diese Denkweise wider – sie zeigen Situationen, Emotionen und Beziehungen in symbolischer Form.
Das Lenormand ist ein Spiegel seiner Zeit – und gleichzeitig zeitlos in seiner Anwendung.
🔍 Was steckt hinter den Symbolen?
Jede Lenormand-Karte trägt eine tiefere Bedeutung, oft verbunden mit archetypischen Bildern:
Der Reiter: Botschaft, Bewegung, etwas kommt in Gang
Das Schiff: Reise, Sehnsucht, Fernweh, neue Horizonte
Der Baum: Gesundheit, Verwurzelung, langsames Wachstum
Die Schlange: Verwicklungen, Rivalinnen, Klugheit oder Falschheit
Der Fuchs: Vorsicht, Manipulation, beruflicher Kontext
Der Anker: Beständigkeit, Arbeit, Festhalten
Diese Symbole sind mehrdeutig und kontextabhängig. Ihre Deutung verändert sich je nach Fragestellung und Nachbarkarten.
Das Lenormand spricht nicht in esoterischen Konzepten – sondern in inneren Bildern, die jeder versteht.
🧭 Warum das Lenormand so beliebt ist
Einfache Zugänglichkeit: Die Symbole sind schnell erfassbar
Treffsichere Aussagen: Besonders gut für konkrete Fragen im Alltag
Vielschichtigkeit durch Kombination: Mit nur 36 Karten lassen sich präzise Aussagen treffen
Kulturelle Nähe: Viele Symbole stammen aus dem europäischen Alltag des 18./19. Jahrhunderts und wirken bis heute vertraut
Im Gegensatz zum Tarot braucht man kein tiefes Vorwissen, um loszulegen – aber viel Übung, um wirklich meisterlich zu deuten.
✨ Spirituelle Tiefe im Alltag
Das Lenormand wirkt auf den ersten Blick "praktisch", doch seine wahre Tiefe entfaltet sich mit der Zeit:
Die Karten spiegeln nicht nur Situationen, sondern auch innere Muster und Denkweisen
Sie laden zur Reflexion ein: "Was sehe ich wirklich – und was glaube ich zu sehen?"
Sie helfen dir, Klarheit in Beziehung, Beruf, Entscheidungen zu gewinnen – ohne abzuheben
Lenormand ist Spiritualität, die mitten im Leben stattfindet.
🕊️ Fazit: Altes Wissen, neue Klarheit
Die Entstehung des Lenormand-Decks zeigt, wie Spiel, Symbolik und Intuition zu einem kraftvollen Werkzeug verschmelzen können. Seine Geschichte ist ein Spiegel unserer Sehnsucht nach Orientierung – damals wie heute.
Wenn du heute eine Karte ziehst, trittst du in Verbindung mit einem Erbe, das aus dem Volk kam – bodenständig, klug, direkt. Und mit jedem Mal wirst du die Sprache dieser Karten besser verstehen – weil sie nicht nur zu dir sprechen, sondern aus dir selbst kommen.
✨ Wie hast du das Lenormand kennengelernt? Welche Karte begleitet dich immer wieder? Teile deine Erfahrungen gern in den Kommentaren – gemeinsam lassen wir das alte Wissen wieder lebendig werden.